Landwirtschaft auf Fuerteventura
Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein lebte die Inselbevölkerung von der Viehzucht und der Getreideernte. Aufgrund des Wassermangels war eine ausgedehnte Landwirtschaft nur bedingt möglich. Die Versorgungslage verschärfte sich vor allem während großer Dürreperioden und zwang Teile der Bevölkerung mitunter zur Emigration. Der Fischerei wurde nur in sehr moderater Weise nachgegangen.
Momentan ist die agrarische Aktivität nur noch sehr marginal ausgeprägt. Lediglich ca. 0,1 Prozent der gesamten Inselfläche werden derzeit zum Anbau landwirtschaftlicher Güter genutzt. Ausgeprägter gestaltet sich da schon die Viehzucht, welche nach wie vor eine große Rolle spielt. Die Tierzucht beschränkt sich gegenwärtig vor allem auf Ziegen und Kamele, aus deren Milch der typische Käse Fuerteventuras hergestellt wird.
Trotz des stetigen Rückgangs der Landwirtschaft werden einige Landschaften noch heute von diversen Terrassenfeldern und Mühlen geprägt, welche mitunter weiterhin in Gebrauch sind. Einige Felder werden derzeit – auch für touristische Zwecke – restauriert.
Terrassenfelder
Ein Gros der Terrassenfelder konzentriert sich auf die fruchtbaren Tallandschaften, die sich durch die Schluchten schlängeln – wie etwa bei Vega de Río Palmas oder bei Pájara. Diese Felder werden im Allgemeinen Gavias genannt und sind von aufgeschütteter Erde umgeben (Erdwall). Zur Bewässerung wird der Regen des Winters genutzt. Das Wasser gelangt dann über natürliche, oder künstlich angelegte, Flussbette zu den verschiedenen Feldern. In der Folge werden die Felder mit Samen bepflanzt, darunter sind in der Regel Getreide- Futterpflanzen- und Hülsenfruchtsamen. Die extreme Wetterabhängigkeit dieser Technik veranlasste viele Bauern während des 19. Jahrhunderts dazu, auf die Bewässerung mit Brunnen umzusteigen. Später verwendete man Windräder und schließlich Motorpumpen.
Eine weitere Anbautechnik, welche auch auf Fuerteventura genutzt wird, ist der Trockenfeldanbau. Bei dieser Methode wird das sogenannte picón eingesetzt. Das Material setzt sich vornehmlich aus Vulkanasche und Lapilli zusammen. Lapilli sind winzige pyroklastische Gesteine, die infolge von Vulkanausbrüchen entstehen und die Eigenschaft haben, Wasser zu konservieren. Im Vergleich zur Nachbarinsel Lanzarote konnte sich der Trockenfeldanbau jedoch kaum durchsetzen. Eine Ausnahme ist die Aloe-Vera Farm in Tascamanita, wo die interessante Anbautechnik Verwendung findet.
Tomatenanbau
Obwohl der Tomatenanbau stark rückläufig ist, gilt das rote Nachtschattengewächs als wichtigste Nutzpflanze der Insel. Der großflächige Anbau von Tomaten auf Fuerteventura setzte erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Aufgrund der gewissen Salzwassertoleranz war es möglich, das Gewächs großflächig anzubauen. In der Folge entwickelte es sich zu einem erträglichen Exportschlager.
Aufgrund der teuren Bewässerungssysteme, einem nachlassenden Anbau und der aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen stieg der Preis der Fuerteventura-Tomate innerhalb der letzten Jahre erheblich. Daher stammen die in den Supermärkten angebotenen Gewächse in der Regel aus Gran Canaria.